Die Karriere von Kampfrichter Manuel Bartos hat 2024 nochmals einen
Schub bekommen und gipfelt diesen Samstag im vorläufigen Höhepunkt: Dann nämlich leitet der Dieburger, der für den ASV Schaafheim pfeift, in der Ringer-Bundesliga erstmals
eine Partie der Playoffs.
In Mainz erwartet den 25-Jährigen, der das Dreier-Kampfgericht (zu dem auch Punktrichter und
Mattenpräsident gehören) als Kampfrichter auf der Matte anführen und dabei besonders im Fokus stehen wird, ein echter Hexenkessel. Die Mainzer haben im Hinkampf beim Topfavoriten ASV
Schorndorf überraschend gewonnen, die Württemberger streben in der oft hitzigen Mainzer Atmosphäre noch die Wende an. Damit klingt für Bartos ein Jahr aus, das kaum besser hätte
laufen können.
So pfiff er 2024 sein erstes internationales Turnier, für das er nach Kroatien reiste.
Außerdem kam er dieses Jahr unter anderem bei den Einzel-DM der Junioren (in Brandenburg) sowie der Männer und Frauen (in Elsenfeld) zum Einsatz. Bei den Meisterschaften vor der
Haustür leitete Bartos unter anderem das hochklassige Finale im Greco-Halbschwergewicht zwischen den nationalen Topathleten Lucas Lazogianis und Anton Vieweg. Und beeindruckte vor
vierstelliger Kulisse und allen Granden der deutschen Ringerszene nicht nur in diesem Duell durch seine ruhige Ausstrahlung und sachlich richtigen Entscheidungen.
Inzwischen wird Bartos schon in die Kategorie zwei der deutschen Kampfrichter eingestuft,
obwohl er in der 1. Bundesliga noch dabei ist. 2022 wurde er in der K.-o.-Phase mal als Punktrichter eingesetzt. »2023 habe ich aus beruflichen Gründen relativ wenig gepfiffen«,
blickt Bartos ins vergangene Jahr zurück. Generell gehe für ihn der Job vor, »ich habe aber immer Lust auf gute Kämpfe!« Für die gibt es zwar Spesen, von ihrem Hobby leben können
indes selbst die weltbesten Kampfrichter im Ringen nicht. »Ich würde es aber auch machen, wenn ich kein Geld dafür bekäme.«
Beides hat seinen Reiz
Mit derlei Gratwanderungen kennt er sich aus, stand er bei den Schaafheimer Bachgau-Bären bis
zu den späten Teenie-Jahren doch auch als Athlet auf der Matte (und holte im Jugendbereich sogar eine DM-Medaille), während er bereits mit dem Pfeifen begann. »Beides hat seinen Reiz,
ich will das Ringen im Allgemeinen nicht mehr missen und stehe auf der Matte, seit ich sechs bin«, erzählt Bartos. »Als Athlet habe ich aber gemerkt, dass es irgendwann nicht mehr
vorwärts ging.« So traf er die Entscheidung, sich auf eine seiner sportlichen Leidenschaften zu fokussieren: »Das Pfeifen hat mir am Ende mehr Spaß gemacht!«
Anspruchsvolle Aufgabe
Davon kann in seiner Laufbahn als Unparteiischer noch keine Rede sein. Unter den
Kampfrichtern der Bundesliga ist er der jüngste, wird ob seiner Leistungsnachweise in unteren Ligen und auf Turnieren jedoch auf Anhieb mit anspruchsvollen Aufgaben betraut. So sollte
Bartos im Herbst zu seinem ersten Einsatz direkt zum Titelverteidiger Wacker Burghausen an die deutsch-österreichische Grenze reisen. »Diesen Kampf musste ich beruflich bedingt
tauschen«, sagt er. Stattdessen debütierte er am 2. November beim Kampf zwischen dem KSK Neuss und eben jenen Mainzern debütierte, die er diesen Samstag wiedersieht.
Nervös sei in derlei Situationen jeder, glaubt Manuel Bartos. Wichtig sei, »ob man sich den
Stress, unter dem man als Kampfrichter steht, anmerken lässt.« Er könne das Umfeld bei Einsätzen auf der Matte »gut ausblenden«. In der Bundesliga ist Bartos, der den Rimbacher
Olympia-Kampfrichter (und neuen HRV-Präsidenten) Karl-Peter Schmitt als Vorbild nennt (»Er hat mich großgezogen«), nun angekommen. Auch jenseits der Landesgrenzen hat er noch Ziele:
»Ich will so viele internationale Turniere wie möglich pfeifen. Und Olympia ist natürlich der Traum von jedem!«